Influencerin „Adorable Caro“ über Druck im Job: „Ich hatte auch mentale Zusammenbrüche“
Von: Benedikt Weimer und Stefan Prager (Fotos)
München – Mit gerade einmal 22 Jahren ist Caroline Nest gefeierter Internet-Star, hat eine eigene Modemarke gegründet („Ninety-9“), betreibt gemeinsam mit Youtuberin Sonny Loops einen Podcast („puss*talk“) – viele Projekte, viel Druck. Manchmal wird ihr alles zu viel.
Für eine Live-Aufzeichnung ihres Podcasts ist die Influencerin nach München gereist. BILD traf sie im Hotel. Im Interview berichtet Nest, wie viel Stress hinter der glamourösen Social-Media-Fassade steckt, wie sie ihr Leben nach einer Krebsdiagnose verändert hat – und warum sie sich manchmal weinend im Netz zeigt.
BILD: Frau Nest, Hunderttausende verfolgen Ihr Leben in den sozialen Medien. Was macht Sie aus?
Caroline Nest: „Im Podcast und auf Instagram will ich die Rolle der großen Schwester oder der besten Freundin einnehmen, spreche über Liebeskummer, aber auch über mentale Probleme. Darüber sollten wir in meinen Augen viel mehr sprechen: Das Leben ist eben nicht so einfach und schön wie es auf Instagram scheint. Auch ich selbst gehe ab und zu zur Therapie. Eine diagnostizierte Depression habe ich allerdings nicht.“
BILD: Wie gehen Sie damit gegenüber Ihren Abonnenten um?
Nest: „Ich versuche in meinen Posts deutlich zu machen, dass auch ich schon mal mentale Zusammenbrüche hatte und es auch mir mal nicht so gut geht. Deshalb poste ich zum Teil auch Fotos, wenn ich mal weine. Ich will auf Instagram sowohl die schönen als auch die schwierigen Seiten des Lebens zeigen.“
BILD: Wenn man durch Ihren Feed scrollt, wirken die meisten Posts eher fröhlich.
Nest: „Natürlich poste ich meist ästhetische Bilder, aber sie sollen möglichst authentisch sein: Ich bearbeite oder retuschiere nichts. Wenn ich Cellulite am Po oder eine Falte am Bauch habe, ist das so. Jede Frau hat das und es ist völlig normal. Ich versuche meinen Followern mitzugeben, dass niemand perfekt ist – egal, wie es auf Instagram scheint. Lasst euch nicht unter Druck setzen! Und wenn euch eine Influencerin nicht guttut, entfolgt ihr. Auch ich habe mich schon wegen meines Körpers unter Druck gesetzt: Vor drei Jahren habe ich etwa 10 Kilo zugenommen, wollte sie unbedingt wieder loswerden und habe mich damit extrem gestresst. Mir wurde klar: Ich muss mich selbst und mein Glück zur obersten Priorität in meinem Leben machen.“
BILD: Momentan stressen Sie vermutlich eher Ihre vielen Projekte.
Nest: „Die richtige Balance zwischen Beruf und Privatleben zu finden, ist nicht immer einfach. Eins überwiegt immer das andere: gerade überwiegt bei mir vor allem der Job. Umso glücklicher bin ich, dass ich mit vielen Freunden beruflich zu tun habe und sie an meinen Projekten mitarbeiten.“
BILD: Im Februar haben Sie einen Tumor im Knie diagnostiziert bekommen. Wie sind Sie damit umgegangen?
Nest: „Das war ein heftiger Einschnitt für mich. Der Tumor war so groß wie ein Golfball. Für mich ist erst einmal eine Welt zusammengebrochen. Zum Glück war er gutartig. Innerhalb von wenigen Wochen konnte ich ihn von einem Spezialisten in München entfernen lassen. Seitdem habe ich eine besondere Bindung zu der Stadt. „Doch ich konnte der Krankheit auch Positives abgewinnen: Die Diagnose war wie ein Wake-Up-Call. Seitdem achte ich noch genauer darauf, mit welchen Menschen ich mich umgebe, entferne mich von toxischen Personen, die mit Energie rauben. Dafür ist das Leben einfach zu kurz.“
BILD: Wie haben Sie sich in dieser Zeit in den sozialen Medien gezeigt?
Nest: „In der Zeit nach der Diagnose habe ich erst einmal gar nichts gepostet. Später stand dann der OP-Termin fest und ich wusste, dass ich ein paar Tage im Krankenhaus liegen werde. Um in der Zeit dennoch Inhalte für die sozialen Medien zu haben, bin ich vor der OP mit einer Freundin auf die Malediven geflogen, habe Fotos gemacht und Videos aufgenommen. Die habe ich dann gepostet, während ich im Krankenhaus lag. Während der OP dachten meine Follower, ich läge gerade am Strand. Erst als die OP gut verlaufen war, habe ich es ihnen erzählt. Solche Reisen sind wunderschön und ich bin superdankbar, dass ich so etwas in meinem Job erleben darf – aber es ist eben auch Arbeit. ,Workation‘ heißt das ja heute.“
BILD: Machen Sie auch mal ganz privat Urlaub, ohne an Instagram, TikTok und Youtube zu denken?
Nest: „Meinen letzten richtigen Urlaub hatte ich vor zwei Jahren, als ich mit meinem Freund drei Tage auf einem Ponyhof in Österreich verbracht habe. Damals hatte ich das Handy im Flugmodus im Zimmer liegen. Das will ich unbedingt bald mal wieder ein paar Tage machen: Wandern gehen in den Alpen und drei, vier Tage das Handy weglegen. Eine ganze Woche würde ich es wahrscheinlich nicht schaffen.“
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